Psychologische Hilfe bei Trauer

„Und dann ist nichts mehr so wie es war!“ Der Tod eines nahen Menschen ist eine fundamentale Erfahrung, die das Leben erschüttert. Wir alle werden früher oder später damit konfrontiert. Trauer ist Teil unseres Lebenszyklus. Und doch scheuen wir die Auseinandersetzung damit. Tod und Trauer sind in unserer Gesellschaft keine gern gesehenen Gäste. Sie müssen draußen bleiben. Umso schockierender ist es, wenn sie plötzlich ins Leben platzen.

Zunächst: Trauer ist keine Krankheit! Zwar wird die langanhaltende Trauer im neuen Klassifikationssystem ICD 11 als Krankheitsbild genannt – aus der Erfahrung der Begleitung von Trauernden, dem eigenen Erleben und meinen Therapie-Ausbildungen weiß ich aber, dass Trauer ein höchst individueller Prozess ist. Er ist überdies stark kulturell geprägt.

Psychologische Hilfe bei Trauer

Jeder Mensch trauert anders

Wut, tiefste Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung, Angst, manchmal auch Befreiung – Trauer wird von ganz unterschiedlichen Gefühlen begleitet. Emotionaler Ausnahmezustand trifft es gut. Die Gefühle können auch innerhalb eines Tages quer durcheinanderschießen. Basierend auf dem Ansatz der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross unterscheiden Modelle verschiedene Phasen der Trauer: Verdrängung, Wut, Feilschen, Verzweiflung, Akzeptanz. Neuere wissenschaftliche Studien sehen diese Modelle allerdings kritisch. Heute geht man davon aus, dass Trauer in Wellen verläuft und kaum Gesetzmäßigkeiten folgt. Trauer ist komplex und jeder Mensch trauert anders. Eine Standard-Trauertherapie gibt es daher nicht.

Welche Hilfe gibt es bei Trauer?

Viele Aspekte haben Einfluss darauf, wie Sie trauern. Zum Beispiel:  War ein Abschied möglich? Wie ist der Mensch gestorben? Wie genau war Ihre Beziehung zu ihr oder ihm? Gibt es Ungesagtes? Sind Sie spirituell /gläubig? Was und wer gibt Ihnen in Ihrem Leben aktuell Halt und Sicherheit? So individuell Trauer verläuft, so unterschiedlich ist es auch, was Menschen bei Trauer als Hilfe empfinden. Im Rahmen der Gesprächstherapie ist meist wertschätzendes, aufmerksames Zuhören die Basis. Ich begleite Sie dabei, alle begleitenden Gefühle wahrzunehmen und zuzulassen.

Methoden der Trauerbewältigung

Während das Reden über die Trauer und den verstorbenen Menschen einige KlientInnen sehr entlastet, ist dies für andere überaus schwierig. Dann arbeiten wir mit anderen Methoden wie dem achtsamen Spüren in den Körper, gestalttherapeutischen Ansätzen (z.B. Schreiben, Malen) oder Symbolarbeit. Häufig sind Rituale wie ein Abschiedsbrief oder eine Trauerzeremonie sehr hilfreich bei der Trauerbewältigung. Manchmal besteht in der Beziehung noch Klärungsbedarf. Danke sagen, um Verzeihung bitten, Vergebung schenken – all dies sind innere Prozesse, die auch nach dem Tod eines geliebten Menschen möglich sind.

Die Toten sterben nicht von uns weg. Sie gehen mitten in unser Herz hinein. Rainer Maria Rilke